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Petrustraditionen im Rom des 2. Jahrhunderts: vom Doktorandenseminar
Vom 8.-12. März fand in Rom erstmals ein Seminar mit DoktorandInnen statt.

Seit nahezu zwei Jahrtausenden ist er wirkmächtig. Das Papstprimat stützt sich auf ihn, aber auch die in den ökumenischen Gesprächen zwischen Protestanten und Katholiken entwickelte Idee des päpstlichen Dienstcharakters. Doch wer ist der Apostel Petrus? Was hielt man von dem Apostelfürsten in den frühsten Anfängen des Christentums?

Das Centro Melantone lud hierzu erstmalig zu einem Doktorandenseminar in Rom unter der Leitung von Herrn Prof. Martin Wallraff (München) und Herrn Prof. Jörg Frey (Zürich).

Tatsächlich tangiert die Beschäftigung mit den Petrustraditionen in Rom gleich mehrere Problemfelder: War Petrus überhaupt je in Rom? Und wenn ja, erlitt er hier den Märtyrertod? Das vermeintliche Grab unter dem Petersdom suggeriert es. In der Lateranbasilika werden mutmaßlich die Kopfreliquien des Apostels Petrus und des Paulus verwahrt. Neben diesen zentralen Orten der Petrusverehrung besuchte das Seminar zudem nicht öffentlich zugängliche Katakomben, die einen anderen Aspekt der Petrustradierung beleuchten: die ikonographische Darstellung des Ersten Apostels.

Dieser archäologischen Annäherung wurde auf dem interdisziplinären Seminar eine literarische Beschäftigung beigesellt. So umrahmten Beiträge aus verschiedenen Dissertationsprojekten und der anwesenden Professoren die vielfältigen Exkursionen. Sie zeigen: Schon die Alte Kirche war sich uneinig. Irenäus von Lyon mangelte es in seiner Bischofsliste in Adversus Haereses beispielweise gänzlich am Interesse für Petrus.

Dazu kommen weitere Unterschiedlichkeiten: Der Klemensbrief zeugt von einem abweichenden Verständnis des petrinischen Märtyrertums – nämlich des Leids, nicht des Todes. Und auch der Ort Rom als Todesort Petri lässt sich hier nicht eindeutig anzeigen – aber ebensowenig widerlegen. Die Entwicklung des petrinischen Erinnerungsbestandes scheint damit erstens das Martyrium des Apostels, dann den Ort des Martyriums zu betreffen. Brauchen wir also eine New Perspective on Peter?

Die Teilnehmenden des Seminars erlebten jedenfalls neben dem Reichtum der römischen Stadt- und Kirchengeschichte eine Vielfalt der hier im zweiten Jahrhundert wirkenden Petrustraditionen in Bild und Schrift. Es sind unterschiedliche Petrustraditionen, die sich die ersten beiden Generationen der Christen nach Petri Tod erzählten. Aus ihr konnte sich letztlich ein Petrusnarrativ durchsetzen und ihren wirkmächtigen Gang durch die Geschichte der christlichen Kirche antreten.

Eine Veröffentlichung der Beiträge des Seminars steht an in der Reihe „Rom und Protestantismus. Schriften des Melanchton-Zentrums in Rom“ im Mohr-Siebeck Verlag.

Pierre Sfendules